S D L W
TAMARA STEFANOVIC - PIANO
Christopher Dell - vibraphone
Christian Lillinger - drums
jonas Westergaard - bass
Tom Fuchs über
In Kölner Philharmonie Spezial 27.08.2020
Längst geht es im Jazz nicht mehr um den vorgeblich schroffen Gegensatz von Komposition
und Improvisation, ideologische Grabenkämpfe
aus den Sechzigern sind nur noch Geschichte,
sie sind schlicht obsolet geworden durch die Entwicklungen der Musik. Vielmehr ist ein anderer Aspekt in den Vordergrund gerückt, an
dem sich die beiden Extreme und die vermittelnde Tätigkeit ausführender Interpreten diskutieren lassen – es geht um Freiheitsgrade.
Hört man dem DLW-Trio (Dell-Lillinger-Westergaard) auch nur für einige Takte zu, kommt
man ins Schleudern – was ist das jetzt: totale Improvisation oder ist das Ganze doch ein cleveres Konzept, das man als Laie nur noch nicht durchschauen kann? Eins lässt sich jedoch sofort konstatieren: der heute oft zitierte Begriff
von Freiheit wird nicht strapaziert; die Freiheit, hier wird sie nicht missbraucht. Was gab es in
der Hochzeit des Free Jazz nicht alles an Beispielen des Missfallens beim Publikum, gerade
wenn man live Zeuge kreativer, gleichwohl schwer auszuhaltender Prozesse auf der Bü hne wurde. Nichts davon bei diesem Ensemble,
das sich für das Kölner Konzert die Beteiligung der – überraschung – klassisch geschulten Pianistin Tamara Stefanovich sichern
konnte. Die hohe Konzentration des ungemein dicht agierenden Klangkollektivs ü bertraA] Ngt sich wie selbstverständlich auf den Zuhörer
und man folgt fasziniert Christopher Dells Schlegelkunst auf dem Vibraphon, die kunstvoll mit dem fein vor sich hinzischenden Mini- Drumset des Wunderkinds Christian Lillinger ver_lochten zu sein scheint. Sozusagen als Weltenkind in der Mitte der Bassist Jonas Westergaard, der zu den wenigen warm tönenden Melomanen auf seinem Instrument gehört,
das er im übrigen auch trefflich zu streichen weiß. Was für eine Band!
Tom Fuchs
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